Was haben Östrogene mit Darmkrebs zu tun?

Stockfotografie - Bild
Dr. Ina Lohmann
Naturheilkunde Arnsberg
Eine Person in blauem Kittel und Handschuhen hält ein menschliches Dickdarmmodell. Sie trägt ein Stethoskop um den Hals und das Modell zeigt detaillierte anatomische Details mit Innen- und Außenansichten der Dickdarmstruktur.

Der Darmkrebsmonat März ist fast vorbei. Da lohnt es sich, noch einmal darüber nachzudenken – und noch einmal über das Thema Hormone.

Nur sehr wenige Frauen nehmen die Einladung zur Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung wahr. In einem Artikel im Ärzteblatt von 2017 wurde berichtet, dass die Teilnahme an Vorsorge-Darmspiegelungen mit einem Einladungsschreiben von 4,5% auf 6,2% gestiegen ist. Ich befürchte, dass sich diese Quote in den Folgejahren nicht wesentlich erhöht hat?  Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebstodesursache bei Frauen!

Und was haben Hormone damit zu tun? Östrogene schützen unsere Darmschleimhaut. Und wie wir alle wissen, gehen uns Frauen die Östrogene irgendwann aus. Es geht also nicht nur um die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, sondern auch um Krebsprävention. In der Internationalen Leitlinie zur Hormonsubstitution steht geschrieben: „Frauen sollten darüber aufgeklärt werden, dass eine HRT (= Hormon-Replacement-Therapie, also Hormon-Ersatz-Therapie) das Risiko für kolorektale Karzinome (also Darmkrebs) senken kann.“

Und warum werden Frauen darüber nicht informiert bzw. warum weiß das niemand? Bis zum Jahr 2002 war die Hormonsubstitution bei Frauen Gang und Gäbe, wenn auch mit rein synthetischen Hormonen (also Medikamenten mit hormonähnlicher Wirkung).
Nach der Veröffentlichung von Teilergebnissen der Women’s Health Initiative (WHI) zur Hormonsubstitution bei 81.000 Frauen in Kalifornien war damit plötzlich Schluss. Und auch mit der weiteren Aus- und Fortbildung von Ärzten auf diesem Gebiet.
14 Jahre später, 2016, entschuldigten sich die Initiatoren der WHI für die Fehlinterpretationen und die unnötige Verunsicherung. Dies wurde hochrangig im renommierten New England Journal of Medicine publiziert: Manson JE, Kaunitz AM: Menopause management – getting clinical care back on track. N Engl J Med 2016; 374: 803-6

Und was ist nun das Fazit?
Der Einsatz einer (bioidentischen) Hormonersatztherapie sollte nicht nur zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden diskutiert werden, sondern auch präventiv im Hinblick auf Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Dickdarmkrebs. Wichtig ist dabei das so genannte „Window of Opportunity“, also der frühzeitige Einsatz der Substitution zu Beginn der Wechseljahre.

Wer mehr zu diesem Thema lesen möchte, dem empfehle ich diese beiden gut geschriebenen und kurzen Übersichtsartikel:

https://www.menopause-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2018/02/Statement-WHI-Frauenarzt-Mai-2016-final.pdf

https://www.menopause-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2018/02/2016-05-26-BVF-DGGG-DGM-WHI-final.pdf

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Dr. med. Ina Lohmann
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